Dies ist die Veranstaltungsseite zur
Vorlesung und Übung "Anwendungssysteme".
Beschreibung
Laut Studienordnung gehört die Veranstaltung zum Themenbereich "Anwendungen
und gesellschaftliche Aspekte der Informatik" und hat die folgende Rolle:
"Exemplarische Anwendungen werden unter Einbeziehung
ihrer historischen Entwicklung, ihrer gesellschaftlichen
Relevanz und ihrer sozialen Auswirkungen in den Veranstaltungen
über Anwendungen und Auswirkungen behandelt."
Das Ziel der Veranstaltung besteht darin, ein Verständnis dafür zu wecken,
dass und wie Informatiksysteme in vielfältiger Weise in unser privates und
professionelles Leben eingreifen und es erheblich prägen.
Viele dieser Wirkungen bergen erhebliche Risiken und benötigen eine bewusste,
aufgeklärte Gestaltung, bei der Informatiker/innen naturgemäß eine besondere
Rolle spielen -- oder jedenfalls spielen sollten.
Als Themenbereiche werden wir beispielsweise betrachten, wie die
Computerisierung unsere
Privatsphäre beeinflusst,
Wirtschaft und Gesellschaft im Ganzen, unsere
Sicherheit und
unser
Arbeitsumfeld.
Davor steht eine konzeptionelle Einführung, was es bedeutet
Orientierungswissen zusätzlich zu Verfügungswissen zu erlangen und wie man
damit umgehen sollte: kritisch mitdenken und sich in die Gestaltung der
Technik einmischen.
Organisatorisches
Veranstalter
Voraussetzungen/Zielgruppe, Einordnung, Leistungpunkte, etc.
Siehe den
Eintrag im KVV.
Dies ist eine Pflichtveranstaltung für Studierende der Informatik im 2. oder
4. Fachsemester.
Vorausgesetzt werden Erfahrung im Umgang mit Computern und Software sowie
Programmierkenntnisse.
Anmeldung
Die Organisation des Übungsbetriebs erfolgt über das Blackboard System der FU Berlin unter der Veranstaltung "Übung zu Anwendungssysteme".
Blackboard System der Freien Universität Berlin
Melden Sie sich zu der Veranstaltung »Übung zu Anwendungssysteme« (MATHINF_Ue_19518a_13W Übung zu Anwendungssysteme) an.
Melden sie sich innerhalb der Veranstaltung »Übung zu Anwendungssysteme « zu der Ihrem Tutorium entsprechenden Gruppe an: Kursmenü → Tutoriumsgruppen
Termine
Die Veranstaltung findet als 3-wöchiger
Blockkurs statt in den Semesterferien vom
24.02.-14.03.2014
jeweils vormittags ab 10:15 Uhr im großen Hörsaal in der Takustr. 9 (bzw. ab 8:00 für die Tutorien vor der Vorlesung).
Es gibt pro Tag von 10-12 Uhr eine Doppelstunde Vorlesung (Hörsaal) sowie
- 2 Tutorien von 8-10 Uhr (Seminarräume 005, 051)
- 4 Tutorien von 12-14 Uhr (Seminarräume 005, 006, 049, SR 130 in der A3)
- 1 Tutorium von 14-16 Uhr (Seminarraum 005)
Die Bearbeitung der Übungsblätter erfolgt in der Regel von einem Tag zum nächsten.
Der Übungsbetrieb beginnt am 25.02.2014. Das erste Übungsblatt erscheint am 24.02. und muss zum 25.02. bearbeitet werden.
- Die Übungsblätter werden nur online zur Verfügung gestellt (siehe unten).
- Die Abgabe der Übungsblätter erfolgt elektronisch über das Blackboard System
Prüfungsmodalitäten
Die notwendigen Kriterien für die Vergabe des Leistungsnachweises zu dieser
Veranstaltung sind
- aktive Teilnahme an den Übungen und
- Bestehen der Klausur
Klausur:
- Wann: am Ende des Blockkurses, am Freitag 2014-03-14 ab 09:59 Uhr s.t.
- Wo: Arnimallee 22 (Physiologie): großer Hörsaal und Hörsaal A.
- Alle Teilnehmer sollten bis spätestens 9:58 Uhr ihre Sitzplätze eingenommen haben. Hörsaalverteilung ist nach dem Anfangsbuchstaben des Nachnamens:
- A bis R: großer Hörsaal (600 Plätze)
- S bis Z: Hörsaal A (200 Plätze)
- Wie lang: Die Dauer der Klausur beträgt 90 Minuten; es gibt 90 Punkte.
- Wie: Die Klausur findet ohne Hilfsmittel statt; auch Papier wird gestellt.
Bitte bringen Sie mit:
- Schreibgeräte (blau oder schwarz, aber nicht Bleistift)
- ihre Ausweise (Studentenausweis, Personalausweis).
Klausureinsicht: Mi 30.04.14, von 16:00 bis mind. 16:30, Raum 051, Takustr. 9
Inhalt
Stoffplan
- Meta-Ebene 1: Worum geht es hier eigentlich?
Einführung
- technische Sicht (→Verfügungswissen) und Wirkungssicht (→Orientierungswissen); Verantwortung (Teller, Parnas); Wirkungen und Nebenwirkungen (Bsp: Autos); Konkurrenz der Sichten; Technik als Moralphilosophie; Artikel: David Parnas: A Life of Indecision
- Übung: Ganz ohne Computer?
- Meta-Ebene 2: Wirkungen und Wünschbarkeit
Auswirkungen der Informatik: Die Spannungsfelder
- "Computer sind Werkzeuge" oder "Informatiksysteme sind sozio-technische Systeme"?; Wiederkehrende Spannungsfelder (Fortschritt vs. Nachhaltigkeit, Effizienz vs. "Menschlichkeit", Freiheit vs. Sicherheit, Bequemlichkeit vs. Sicherheit); Was ist Informatik?; Link: Gesellschaft für Informatik
- Übung: Technikfolgen beim E-Commerce
- Gesamtgesellschaftliche Wirkungen 1:
Computer und Globalisierung
- VWL-Grundbegriffe (Kapital, Mehrwert, Wohlstand, Wachstum, Produktivität); Computer und Arbeitsproduktivität; Globalisierung (Neigung zu, Auslösefaktoren, Computerisierung und); Wechselwirkung von Technologie und Globalisierung
- Übung: Börsencrash 1929 und 1987 (Vergleich)
- Meta-Ebene 3: Komplexität und Wahrheit
Techniksoziologie: Die Brücken des Robert Moses
- Lessig: "Code is law"; War Robert Moses ein Rassist?; R. Moses und das Long Island Parkway System; Die Geschichte der Geschichte (Wagner, Winner, Caro, Shapiro, Koppelman); Wahrheiten, Vermutungen und Unterstellungen; Das Stille-Post-Spiel; Der Zweck der Geschichte; Artikel: Joerges: Stille Post
- Übung: Videosysteme
- Sicherheit 1: Quellen und Arten von Problemen
Risiken bei Informatiksystemen
- Arten und Beispiele von Risiken (Software enthält Defekte; Geräte versagen; Menschen sind evtl. fehlbar, unvorsichtig, ignorant, böswillig; auch Unwahrscheinliches passiert; unverstandene Kopplungen); Beispiele für Risiken und Probleme; Rolle der Informatik; Vorgehen zum Bau risikoarmer Systeme; Link: RISKS Forum
- Übung: Reaktorunfall in Tschernobyl
- Sicherheit 2: Ein ausführliches Fallbeispiel
Sicherheit: Therac-25
- Sicherheit 3: Sicherheit gegen absichtliche Angriffe
Informationsicherheit (Security)
- 5 Aspekte: Integrität, Authentizität, Vertraulichkeit, Verfügbarkeit, Verbindlichkeit; Arten/Motivationen von Angreifern; traditionelle Informations-Schutzmaßnahmen; Vertrauen, Angriffsmodell; Technische Schutzmaßnahmen: Verschlüsselung, Digitale Signatur; Schwachstellen; Arten von Schadsoftware; Sozio-technische Schutzmaßnahmen; Spannung zwischen Schutz und Verfügbarkeit; Social Engineering
- Übung: Angriffe auf Informatiksysteme
- Privatsphäre 1: Was gibt's da zu schützen?
Privatsphäre
- Definition und philosophische Begründung; Grundrechte; Privatsphäre und Computerisierung; Fallbeispiele; Inhaltsdaten und Verkehrsdaten; Schutz von Verkehrsdaten: JAP; Privatsphäre und Sicherheit: US-Sozialversicherungsnummer; Link: Datenschutzzentrum SH
- Übung: Privatsphäre / Facebook
- Privatsphäre 2: Gesetzliche Gestaltung des Umgangs mit personenbezogenen Daten
Datenschutz und Datenschutzgesetz
- Geschichte des Datenschutzes; Recht auf informationelle Selbstbestimmung; Das Bundesdatenschutzgesetz (allgemeine Bestimmungen: Personenbezogene Daten, Datensparsamkeit; Bestimmungen für öffentliche/nicht-öffentliche Stellen: Erhebung, Speicherung, Übermittlung, Nutzung, Korrektur, Löschung); Link: Datenschutz Berlin
- Übung: BDSG
- Arbeitswelt 1 / Gesamtgesellschaftliche Wirkungen 2:
Entscheidungsprozesse
- Begriffe (Rationalität, Macht, Unternehmen, Mikropolitik, Routinespiele und Innovationsspiele); Fallbeispiel: Personal-Informationssystem bei einer Versicherung (Situation, Strategie, Personen, Entscheidungsprozess, Konsequenzen); Analyse (Was lernen wir?, Ist das typisch?, Wie sollte man sich verhalten?); Projektion auf Einführung von ERP-Systemen
- Übung: Umfrage
- Arbeitswelt 1b / Gesamtgesellschaftliche Wirkungen 2b (Fortsetzung):
- Arbeitswelt 2 / Systemgestaltersicht:
Benutzbarkeit
- Begriff "Benutzbarkeit"; 4 Prinzipien (direkter Kontakt zu Benutzern, Benutzbarkeitstesten, Iterativer Entwurf, Integrierter Entwurf); Fallbeispiel: Organisatorische Hindernisse (Theorie und Praxis); Benutzbarkeitsprüfung: Beispielergebnisse
- Übung: Emailsicherheit
- Arbeitswelt 3: Elektronische Kommunikation
Email
- Eigenschaften verschiedener Kommunikationsformen; Vor- und Nachteile von Email; Fallstudie: Wirkungen von Email im Unternehmen (positive, negative); Email-Verhaltenshinweise
- Übung: Vorbereitung auf Klausur
- Alles
Offene Fragestunde
Änderungen von Jahr zu Jahr
- 2004: Vorlesung von Grund auf neu gestaltet.
- 2010: Einheit über Informationssicherheit zugefügt.
Literatur
- Rob Kling: "Computerization and Controversy: Value Conflicts and Social Choices", 2nd ed., Academic Press 1996.
- Sara Baase: "A Gift of Fire: Social, Legal, and Ethical Issues for Computing and the Internet", 3rd ed., Pearson 2009.
- diverse andere Quellen (siehe Foliensätze und Verweise im Stoffplan)
Kommentare
Danke! ich habe AWS leider schon vor 2 Jahren gehört, aber ich werde mir den Rest des Blockkurses wohl anschauen.
So hätte ich mir damals die VL gewünscht.
-- Christopher Taylor, 23.10.2004
Christopher kann ich mich nur anschließen: Ich hätte mir AWS nicht nur vor zwei Jahren schon so gewünscht. Dann hätte meine Informatikerlaufbahn ganz andere Züge angenommen. Großartig, auch wenn ich nichts mehr davon haben werde. :°(
-- Main.hensePCPOOL.MI.FU-BERLIN.DE - 13 Apr 2005
Geniale Vorlesung. Übungen waren gut und die Klausur perfekt.
-- Main.nvm - 25 Mar 2010
Der einzige Kurs, der aus uns keine Programmierer, sondern Informatiker macht. Endlich!
-- Main.Skyo - 17 Mar 2011
Ich finde es gut, dass es auch mal zumindest einen solchen Kurs gibt, der sich mit der gesellschaftlichen Seite von Informatik befasst. Das ist ja auch ein immer wichtigerer Punk: Schließlich wollen wir nicht aus der Uni kommen und gleich wieder in unseren Keller mit Neonlicht und Tiefkühlpizza verschwinden, sondern in die Wirtschaft gehen mit unserem Wissen. Deswegen bin ich froh, dass wir schon einen kleinen Einblick bekommen haben, welche Auswirkungen Informatik hat und wie man darauf reagieren kann.
-- Main.stefan91 - 19 Mar 2011
Das war eine interessante Vorlesung. Wenn ich mehr Erfahrung mit der Deutsch Sprache habe. dann wäre es besser
-- Main.zoabim82 - 22 Mar 2012
Dieser Kurs ist Hammer. Man sollte ihn sogar erweitern und daraus einen 8CTS Kurs machen. Man sollte den Inhalt wirklich fürs gesamte Leben mitnehmen.
-- Main.mehmetbayram - 22 Mar 2012
Der Kurs war tatsächlich besser als ich von den Grüchten her vermutet hätte. Allerdings fand ich ihn bei den interessanten Themen wieder zu oberflächlich, was vermutlich auch der kurzen Zeit geschuldet ist. 8 ECTS wären wirklich besser und dafür dann viel mehr in die Tiefe gehen und vielleicht auch nicht ganz so viele Beispiele sondern mehr Theorie!
-- Main.looneyly - 23 Mar 2012
Perfekte Vorlesung + perfekte Tutorien + perfekte Klausur = bestes Modul des Studiums ! ! !
Auch ich verneige mich vor Prof. Prechelt.
-- Main.sronny - 23 Mar 2012