Dies ist die Veranstaltungsseite zur
Vorlesung und Übung "Anwendungssysteme".
Beschreibung
Laut Studienordnung gehört die Veranstaltung zum Themenbereich "Anwendungen
und gesellschaftliche Aspekte der Informatik" und hat die folgende Rolle:
"Exemplarische Anwendungen werden unter Einbeziehung
ihrer historischen Entwicklung, ihrer gesellschaftlichen
Relevanz und ihrer sozialen Auswirkungen in den Veranstaltungen
über Anwendungen und Auswirkungen behandelt."
Das Ziel der Veranstaltung besteht darin, ein Verständnis dafür zu wecken,
dass und wie Informatiksysteme in vielfältiger Weise in unser privates und
professionelles Leben eingreifen und es erheblich prägen.
Viele dieser Wirkungen bergen erhebliche Risiken und benötigen eine bewusste,
aufgeklärte Gestaltung, bei der Informatiker/innen naturgemäß eine besondere
Rolle spielen -- oder jedenfalls spielen sollten.
Als Themenbereiche werden wir beispielsweise betrachten, wie die
Computerisierung unsere
Privatsphäre beeinflusst,
Wirtschaft und Gesellschaft im Ganzen, unsere
Sicherheit und
unser
Arbeitsumfeld.
Davor steht eine konzeptionelle Einführung, was es bedeutet
Orientierungswissen zusätzlich zu Verfügungswissen zu erlangen und wie man
damit umgehen sollte: kritisch mitdenken und sich in die Gestaltung der
Technik einmischen.
Organisatorisches
Veranstalter
Voraussetzungen/Zielgruppe, Einordnung, Leistungpunkte etc.
Siehe den
Eintrag im KVV.
Dies ist eine Pflichtveranstaltung für Studierende der Informatik im 2. oder
4. Fachsemester.
Vorausgesetzt werden Erfahrung im Umgang mit Computern und Software sowie
Programmierkenntnisse.
Anmeldung
Alle Teilnehmer müssen ferner Mitglied in der Mailingliste
SE_V_AWS
sein.
(Dort bitte auch den vollen Vor- und Nachnamen angeben.)
Über diese Liste werden wichtige Informationen und Ankündigungen versendet.
Jede/r bitte selbst dort eintragen.
Termine
Die Vorlesung findet dienstags von 10-12 Uhr statt. Übungstermine siehe
Eintrag im KVV.
Prüfungsmodalitäten
Die notwendigen Kriterien für die Vergabe des Leistungsnachweises zu dieser
Veranstaltung sind
- aktive Teilnahme an den Übungen und
- Bestehen der Klausur
Klausur:
- Wann: Mittwoch, 18.02.2009 ab 09:59 Uhr s.t.*
- Wo: im großen Hörsaal (600) und Hörsaal A (200) der Physiologie, Arnimallee 22.
- Alle Teilnehmer sollten bis spätestens 09:58 Uhr ihre Sitzplätze eingenommen haben. Hörsaalverteilung ist nach dem Anfangsbuchstaben des Nachnamens:
- A bis Sc: gr. Hörsaal
- Sd bis Z: Hörsaal A
- Wer: Teilnahmeberechtigt sind alle hinreichend aktiven Teilnehmer/innen der Tutorien; wir geben dies am letzten Übungstag bekannt.
- Wie lang: Die Dauer der Klausur beträgt 90 Minuten; es gibt 90 Punkte.
- Wie: Die Klausur findet ohne Hilfsmittel statt; auch Papier wird gestellt.
Bitte bringen Sie mit:
- Schreibgeräte (blau oder schwarz, aber nicht Bleistift)
- ihre Ausweise (Studentenausweis, Personalausweis).
Klausureinsicht: Mittwoch, 15.04.09, von 16:00 bis mind. 16:30, Raum 053, Takustr. 9
Inhalt
Stoffplan
- Meta-Ebene 1: Worum geht es hier eigentlich?
Einführung
- technische Sicht (→Verfügungswissen) und Wirkungssicht (→Orientierungswissen); Verantwortung (Teller, Parnas); Wirkungen und Nebenwirkungen (Bsp: Autos); Konkurrenz der Sichten; Technik als Moralphilosophie; Artikel: David Parnas: A Life of Indecision
- Übung: Ganz ohne Computer?
- Gesamtgesellschaftliche Wirkungen 1:
Computer und Globalisierung
- VWL-Grundbegriffe (Kapital, Mehrwert, Wohlstand, Wachstum, Produktivität); Computer und Arbeitsproduktivität; Globalisierung (Neigung zu, Auslösefaktoren, Computerisierung und); Wechselwirkung von Technologie und Globalisierung
- Übung: Börsencrash 1929 und 1987 (Vergleich)
- Meta-Ebene 2: Wirkungen und Wünschbarkeit
Werkzeuge und soziale Systeme
- Liste kontroverser Themenfelder; "Computer sind Werkzeuge" oder "Informatiksysteme sind sozio-technische Systeme"?; "Technischer Fortschritt löst alle Probleme"?; Hinterfragen unterschwelliger Positionen; Was ist Informatik?; Link: Gesellschaft für Informatik
- Übung: Technikfolgen beim E-Commerce
- Meta-Ebene 3: Komplexität und Wahrheit
Techniksoziologie: Die Brücken des Robert Moses
- Lessig: "Code is law"; War Robert Moses ein Rassist?; R. Moses und das Long Island Parkway System; Die Geschichte der Geschichte (Wagner, Winner, Caro, Shapiro, Koppelman); Wahrheiten, Vermutungen und Unterstellungen; Das Stille-Post-Spiel; Der Zweck der Geschichte; Artikel: Joerges: Stille Post
- Übung: Videosysteme
- Sicherheit 1: Quellen und Arten von Problemen
Risiken bei Informatiksystemen
- Arten und Beispiele von Risiken (Software enthält Defekte; Geräte versagen; Menschen sind evtl. fehlbar, unvorsichtig, ignorant, böswillig; auch Unwahrscheinliches passiert; unverstandene Kopplungen); Beispiele für Risiken und Probleme; Rolle der Informatik; Vorgehen zum Bau risikoarmer Systeme; Link: RISKS Forum
- Übung: Reaktorunfall in Tschernobyl
- Einschub: Gastvortrag von Håkon Wium Lie (CTO of Opera Software):
Web Standards development and the future of the Web
- Sicherheit 2: Ein ausführliches Fallbeispiel
Sicherheit: Therac-25
- Privatsphäre 1: Was gibt's da zu schützen?
Privatsphäre
- Definition und philosophische Begründung; Grundrechte; Privatsphäre und Computerisierung; Fallbeispiele; Inhaltsdaten und Verkehrsdaten; Schutz von Verkehrsdaten: JAP; Privatsphäre und Sicherheit: US-Sozialversicherungsnummer; Link: Datenschutzzentrum SH
- Übung: Die RFID-Technologie
- Privatsphäre 2: Gesetzliche Gestaltung des Umgangs mit personenbezogenen Daten
Datenschutz und Datenschutzgesetz
- Geschichte des Datenschutzes; Recht auf informationelle Selbstbestimmung; Das Bundesdatenschutzgesetz (allgemeine Bestimmungen: Personenbezogene Daten, Datensparsamkeit; Bestimmungen für öffentliche/nicht-öffentliche Stellen: Erhebung, Speicherung, Übermittlung, Nutzung, Korrektur, Löschung); Link: Datenschutz Berlin
- Übung: BDSG
- Rückblick über die bisherigen Einheiten
- Gedankengang der Vorlesung und Übung, Fragen der Teilnehmenden dazu
- Übung: Umfrage
- Arbeitswelt 1 / Gesamtgesellschaftliche Wirkungen 2:
Entscheidungsprozesse
- Begriffe (Rationalität, Macht, Unternehmen, Mikropolitik, Routinespiele und Innovationsspiele); Fallbeispiel: Personal-Informationssystem bei einer Versicherung (Situation, Strategie, Personen, Entscheidungsprozess, Konsequenzen); Analyse (Was lernen wir?, Ist das typisch?, Wie sollte man sich verhalten?); Projektion auf Einführung von ERP-Systemen
- Übung: kein neues Übungsblatt (Übungen finden aber statt)
- Arbeitswelt 1b / Gesamtgesellschaftliche Wirkungen 2b (Fortsetzung):
- Arbeitswelt 2 / Systemgestaltersicht:
Benutzbarkeit
- Begriff "Benutzbarkeit"; 4 Prinzipien (direkter Kontakt zu Benutzern, Benutzbarkeitstesten, Iterativer Entwurf, Integrierter Entwurf); Fallbeispiel: Organisatorische Hindernisse (Theorie und Praxis); Benutzbarkeitsprüfung: Beispielergebnisse
- Übung: Emailsicherheit
- Arbeitswelt 3: Elektronische Kommunikation
Email
- Eigenschaften verschiedener Kommunikationsformen; Vor- und Nachteile von Email; Fallstudie: Wirkungen von Email im Unternehmen (positive, negative); Email-Verhaltenshinweise
- Übung: Vorbereitung auf Klausur
- Alles
Offene Fragestunde
Gastvortrag Håkon Wium Lie
"Web Standards development and the future of the Web"
The Web has established itself as a communication medium of choice for many
purposes, and has become a vital part of our society. Increasingly,
information that mankind produces ends up on the web, and computer
applications are now targeted for the web rather than operating systems. The
technical specifications that form the foundation of the Web were not
designed to serve this role, but are slowly being adapted to fulfill the
requests from authors and programmers.
This talk will present Web technical
specifications in a historical perspective and discuss the longevity of Web
standards in particular
HTML and
CSS.
A variety of Web devices, documents and
applications will be demonstrated in the presentation, e.g. an
OLPC
(One Laptop Per Child Association) machine and
Opera Mini.
Furthermore
Microformats
will be discussed and participants will be challenged to design
a Microformat for office documents.
About the speaker: Håkon Wium Lie is the CTO of
Opera Software.
His job is to
make sure Opera remains a better, smaller and faster browser than the one you
know. Before joining Opera in 1999, Håkon worked at
W3C where he was
responsible for the development of Cascading Style Sheets, a concept he
proposed while working with Tim Berners-Lee at
CERN in 1994.
In 2005, Håkon
proposed the
Acid2 test
to help browser vendors support standards
correctly. He is also actively developing and promoting new web technologies
to improve typography, aesthetics and video on the web. Håkon holds a MS
degree in Visual Studies from the MIT Media Lab, and a PhD from the
University of Oslo. He is also a board member of
YesLogic which makes the
Prince web-to-PDF-through-CSS converter.
Änderungen von Jahr zu Jahr
- 2004: Vorlesung von Grund auf neu gestaltet.
Literatur
- Rob Kling: "Computerization and Controversy: Value Conflicts and Social Choices", 2nd ed., Academic Press 1996.
- diverse andere Quellen (siehe Foliensätze und Verweise im Stoffplan)
(Kommentare)
Danke! ich habe AWS leider schon vor 2 Jahren gehört, aber ich werde mir den Rest des Blockkurses wohl anschauen.
So hätte ich mir damals die VL gewünscht.
-- Christopher Taylor, 23.10.2004
Christopher kann ich mich nur anschließen: Ich hätte mir AWS nicht nur vor zwei Jahren schon so gewünscht. Dann hätte meine Informatikerlaufbahn ganz andere Züge angenommen. Großartig, auch wenn ich nichts mehr davon haben werde. :°(
-- Main.hensePCPOOL.MI.FU-BERLIN.DE - 13 Apr 2005