Moderne Infotainmentsysteme der Automobilindustrie zeichnen sich durch die Integration verschiedener Dienste (Radio, CD, CD-Wechsler, MP3, DVD, TV, Navigation, Verkehrsinformationen, Telefon etc.) in einem Gerät aus. Dabei spielt ein einheitliches Erscheinungsbild der graphischen Benutzeroberfläche und ein durchgehendes Bedienkonzept eine entscheidende Rolle, definieren sie doch die Alleinstellungsmerkmale der einzelnen Systeme der verschiedenen Fahrzeughersteller.
Die Entwicklung dieser Infotainmentsysteme gestaltet sich heutzutage meist noch relativ ineffizient. Das Erscheinungsbild und das damit einhergehende Bedienkonzept wird mit konventionellen Windows-Tools (MacroMedia Director, PhotoShop, StateChart Editoren, etc.) entworfen, ebenso wie die zugehörige Simulation PC-basiert, z.B. mit Hilfe einer Flash-Animation, entwickelt wird. In den meisten Fällen wird für jedes Gerät eine neue Simulation gebaut. Die eigentliche Gerätesoftware wird zusätzlich zu den Entwicklungsschritten im Designprozess nochmals entwickelt.
Motiviert dadurch, die gleichartigen Entwicklungsschritte in diesem Prozess zusammenzufassen und den Prozess damit effizienter zu gestalten, hat die IAV GmbH einen durchgehenden Entwicklungsprozess definiert, in welchem in der Designphase eine allgemeingültige Datenbasis mit allen das HMI eines Infotainmentsystems betreffenden Informationen (Struktur, Aussehen, Verhalten) entsteht. Außerdem wird die Funktionsschnittstelle zu den einzelnen Gerätekomponenten spezifiziert. Aus der entstehenden Datenbasis generiert eine Laufzeitumgebung eine Simulation, die unter Verwendung von Simulationskomponenten einer realen Gerätesimulation sehr nahe kommt. Gleichzeitig dient diese Datenbasis aber auch als Input für die Implementierung der finalen Gerätesoftware. Dazu ist es notwendig, alle benötigten Informationen aus der Datenbasis zu extrahieren und in ein der Zielplattform entsprechendes, performantes Format zu überführen.Eines der Ziele dieser Arbeit soll eine qualitative Bewertung dieses durchgehenden Entwicklungsprozesses bezüglich seiner Teilschritte sein. Es ist eine detaillierte Beschreibung und Analyse des Prozesses notwendig. Dazu ist er in seine Teilschritte zu zerlegen. Sowohl für den Gesamtprozess als auch für die Teilschritte sind formale Prozessbeschreibungen zu erarbeiten. Da an der Entwicklung von Infotainmentsystemen verschiedene Rollen, wie z.B. Designer, technische Experten oder Tester mitwirken, ist es auch wichtig zu betrachten, welche Rollen jeweils bei der Bearbeitung der Teilschritte beteiligt sind. Um zu einer qualitativen Bewertung zu gelangen, sollen für die einzelnen Teilprozesse verschiedenartige Bewertungskriterien definiert werden. Damit die Qualität später auch meßbar ist, sollen für die Kriterien Metriken aufgestellt werden.
Ein weiteres Ziel dieser Arbeit ist es herauszufinden, welche Möglichkeiten der Kooperation es zwischen den verschiedenen Rollen während des Entwicklungsprozesses gibt und welche Effekte diese erzielen würden. Eine Frage, die sich dabei stellt, ist, welche Zusammensetzungen von Kooperationsteams in Bezug auf die Qualität des Prozesses sinnvoll sind. Außerdem ist zu betrachten, in welchen Teilschritten und zu welchen Zeitpunkten diese generell möglich sind und gegebenenfalls qualitätssteigernd sein können. Dafür sollte auch gegebenenfalls empirisch ermittelt werden, auf welche der zuvor definierten Bewertungskriterien eine Kooperation Auswirkungen haben kann.