Damit ein auf Langlebigkeit ausgelegtes Softwareprodukt in der heutigen Zeit zu wirtschaftlichem Erfolg geführt werden kann, muss es den sich stetig verändernden und wachsenden Anforderungen seiner Nutzer gerecht werden. Dies stellt Softwarefirmen vor die Aufgabe, Softwaresysteme zu entwickeln, die technisch flexibel genug sind, diese Anforderungen zu erfüllen. Über einen langen Produktlebenszyklus hinweg müssen dazu oft Anwendungsarchitekturanpassungen, Laufzeitsystemveränderungen und weitere technische Modifikationen durchgeführt werden. Mit der zunehmenden Größe des Funktionsumfangs werden diese Aufgaben jedoch immer komplexer und schwieriger umzusetzen. Es müssen neue Mittel und Wege gefunden werden, Arbeitsabläufe der Implementierung, aber auch der sonstigen Entwicklungstätigkeiten effektiver und effizienter zu gestalten.
Der modellgetriebene Entwicklungsansatz verspricht durch Automatisierung und klare Strukturierung, Effektivität und Effizienz der Softwareentwicklung zu erhöhen. Durch einen hohen Abstraktionsgrad von konkreten Anforderungen steigert er die Wiederverwendbarkeit und die Portabilität auf verschiedene Laufzeitsysteme. Zudem können Implementierungen durch formale Modellierung und Generierung schneller umgesetzt werden.
"Blue Ant" ist eine Projektmanagementsoftware der proventis GmbH, die seit zehn Jahren existiert und beständig weiterentwickelt wird. Hat man sich zwar bei der Entwicklung auf offene und standardisierte Basistechnologien wie Java oder XML verständigt, ist der Einsatz von modernen Technologien und Frameworks im Zuge einer Art "Ad-Hoc"-Weiterentwicklungen auf der Strecke geblieben. Ebenso ist der eigentliche Entwicklungsprozess durchaus unklar und wenig spezifiziert oder dokumentiert. Dieser undefinierte Prozess und die zu großen Teilen wenig optimierten Vorgehensweisen führen dazu, dass Ansätze zur Qualitätsverbesserung des Produktes "Blue Ant" nicht durchgeführt werden können. Solche Ansätze hat es bespielsweise in Form einer überarbeiteten Anwendungsarchitektur schon gegeben. Jedoch war es bisher nicht möglich, diese Strukturveränderung in das Softwaresystem einfließen zu lassen, ohne die Weiterentwicklung für unbestimmte Zeit zu unterbrechen. Eine vollständige Parallelentwicklung ist ebenso ausgeschlossen,da die Ressourcen dafür nicht verfügbar sind.In dieser Arbeit soll zum einen verdeutlicht werden, dass modellgetriebene Entwicklung in etablierte Prozessmodelle integriert werden kann. Zum anderen soll gezeigt werden, dass gerade der modellgetriebene Ansatz in Projekten ohne einen wohldefinierten Entwicklungsprozess in speziellen Fällen helfen kann, diesen zu definieren und vergleichsweise einfach und konsequent umzusetzen. Dies geschieht am Beispiel der Aufwertung des Entwicklungsprozesses der Projektmanagementsoftware "Blue Ant".