RQC-Erweiterung für PLOS Ambra
Hintergrund
Forscher_innen streben vor allem nach Ansehen (Reputation). Die bekommt man aktuell vor allem durch Publikationen.
Allerdings ist auch das Begutachten der Artikel anderer Forscher_innen (
peer review)
eine enorm wichtige Aufgabe im Wissenschaftssystem.
Deren Erledigung krankt heute oft daran, dass Begutachten fast keine Reputation liefert;
viele Forscher_innen geben sich dabei deshalb viel zu wenig Mühe und machen diesen wichtigen Job mehr schlecht als recht.
Review Quality Collector ist eine Initiative, um das künftig zu ändern:
Forscher_innen bekommen für die Begutachtungen eine Quittung, die die Qualität der Arbeit quantifiziert und als
Reputationsquelle dienen kann -- im Erfolgsfall wäre das eine gewaltige Verbesserung der Art, wie das Wissenschaftssystem funktioniert.
Damit RQC funktionieren kann, müssen die Manuskriptverwaltungssysteme (MHS: manuscript handling system) der Zeitschriften,
über die die Artikelentwürfe bei den Zeitschriften eingereicht und dann von den Zeitschriften die Begutachtungen abgewickelt werden,
die Begutachtungsdaten an RQC reichen.
Dafür gibt es auf der RQC-Seite
eine API.
Auf der MHS-Seite muss als Gegenstück eine Erweiterung gebaut werden,
die die Reviewer um Zustimmung fragt und dann die RQC-API anspricht.
Das erste MHS, für das eine solche Erweiterung existiert, ist
Open Journal Systems (OJS).
Am
OJS-RQC-Plugin (in PHP)
kann man lernen, was eine solche Erweiterung erledigen muss.
In dieser Arbeit soll eine ähnliche Erweiterung für ein anderes MHS (diesmal in Java) entwickelt werden: Ambra.
Ambra ist bei einigen der Zeitschriften des wohl bedeutendsten
Open-Access-Verlages der Welt im Einsatz:
PLOS (Public Library of Science).
Weitere Links siehe unten.
Aufgabenstellung
In dieser Arbeit sollen die folgenden Punkte gelöst werden:
- Ergänzung der Ambra-Dokumentation um eine Beschreibung, wie man sich (z.B. für Windows/WSL) die Entwicklungsumgebung einrichtet; vermutlich mit Docker Desktop; einem mysql Docker-Container; einem Tomcat Docker-Container; IntelliJ IDEA.
- Eine Beschreibung, wie man es anstellt, dass die Erweiterung separat von Ambra in einem separaten Repository lebt.
- Funktionalität, um Reviewer die opt-in/opt-out-Frage zu stellen und das Ergebnis zu speichern.
- Funktionalität, um einen Satz Reviewdaten an RQC zu schicken und ggf. den Benutzer zu RQC zu lenken.
- Funktionalität, um RQC-Journaldaten (ID, Key) in Ambra einzugeben und abzulegen.
- Idealerweise: automatisierte Integrationstests für all dies.
- In der schriftlichen Ausarbeitung sind a) die Architektur der Lösung vorzustellen und b) zu beschreiben, was die Vorgehensweise war, wo dabei die Herausforderungen lagen und wie sie überwunden wurden.
Für wen ist das die richtige Arbeit?
Hier einige Gesichtspunkte dazu:
- Ambra ist nicht klein, es hat viele Einzelteile. Ambra verwendet Java-Infrastruktur, die mächtig ist, aber auch nicht unkompliziert, insbesondere Maven und Spring Web MVC.
Wer gern neues Wissen aufsaugt, kann sich in diesem Umfeld sehr wohl fühlen. Wer lieber gut ausgetretenen Pfaden folgt, findet die Arbeit vermutlich enorm stressig.
- Die Arbeit erfordert, sich eine große und fremde Codebasis zu erschließen. Das ist schwierig und anstrengend, aber es ist auch eine der wichtigsten Qualifikationen in der professionellen Softwareentwicklung.
- Lutz Prechelt hat RQC erfunden und implementiert und hat auch das RQC-OJS-Plugin entwickelt. Er kann in diesen beiden Bereichen jede Frage beantworten. Aber in Java-Technologie kennt er sich wenig aus; da sollten Sie selbst ein gewisses Know-How mitbringen. (Top-Kenntnisse sind aber nicht nötig.)
- Lutz Prechelt ist ein Experte für Methodik der Softwareentwicklung und kann gute Hinweise zur Strategie und Taktik geben.
- Das Software-Endprodukt selbst wird nicht groß (vermutlich ca. 1000 Zeilen Code).
Insgesamt ist diese Arbeit nichts für Menschen, die Risiko scheuen oder anstrengende Denkarbeit scheuen.
Sie ist gut geeignet für alle, die wertvolle und langlebige methodische Fertigkeiten aufbauen wollen.
Links