Theorie und Simulation hochreichender Wolkentürme
Theorie und Simulation hochreichender Wolkentürme
Wolken spielen sowohl im täglichen Wettergeschehen als auch in der langfristigen Klimaentwicklung eine zentrale Rolle. Sie bilden ein Feuchtereservoir, das mit dem Wind transportiert wird, sie stellen die Vorstufe für die Niederschlagsbildung dar und über Reflektion, Absorption und Transmission von elektromagnetischen Wellen im sichtbaren und infraroten Bereich greifen sie direkt in den Wärmehaushalt der Atmosphäre ein.
In der Theoriebildung und Computersimulation stellen Wolken eine besondere Herausforderung dar, weil sie durch das Zusammenspiel einer Vielzahl von Einzel­prozessen bestimmt werden. Von diesen spielen sich manche im Größenbereich kleinster Wolkenwassertröpfchen (einige Mikrometer), andere im Größenbereich typischer turbulenter Stömungsschwankungen (einige Meter) und wieder andere im Bereich der Abmessungen typischer Cumulus-Wolken (ein bis zehn Kilometer) ab. Grosse Stratocumulus-Wolkendecken über den Ozeanen erstrecken sich sogar über mehrere tausend Kilometer. Wolkenprozesse gehören damit zu den sogenannten "Mehrskalenproblemen", denen Naturwissenschaftler und Mathematiker heute mit großem Engagement nachspüren.
Wir arbeiten u.a. an einer Theorie zur effektiven Beschreibung hochreichender konvektiver Wolken, sogenannter Cumulus-Wolken. Die Theorie geht von der Annahme aus, dass solche Wolken, wie der Name schon sagt, mit ca. 5 bis 10 km sehr hoch in die Atmosphäre hinaufreichen, dass sie sich aber oftmals, mit typischen Abmessungen von nur einem Kilometer, horizontal auf sehr viel engerem Raum konzentrieren. Diese ungleichmäßige (anisotrope) räumliche Ausdehnung machen wir uns mit Hilfe der mathematischen Methode der asymptotischen Analyse zu Nutze, um die sehr komplizierten Grundgleichungen der Strömungsmechanik für solche Sonderströmungsfälle zu vereinfachen und ihre Lösungen dem Verständnis der wesentlichen Mechanismen besser zugänglich zu machen.
In der numerischen Simulation bilden wir eine feuchte Atmosphäre nach, die vom Boden her entsprechend einer gleichmäßigen Sonneneinstrahlung "beheizt" wird. Es entstehen Aufwinde, in denen die Feuchtigkeit auskondensiert und zur Wolkenbildung führt. Die starken, mit Wolkenbildung verbundenen Aufwinde treten meist sehr konzentriert und voneinander separiert auf. Die Abbildung zeigt die räumliche Verteilung von Wolkenwasser in der Form mikroskopischer schwebender Tröpfchen in einem vertikalen Schnitt durch einen der konzentrierten Aufwinde. Man erkennt eine ausgeprägte Anisotropie der Wolkenwasserkonzentration, also eine horizontal deutlich engere Abmessung als in der Vertikalen.
Die Grundannahmen der Theorie können damit durch die Simulation recht gut bestätigt werden.